Leipzig wird immer bunter und multikultureller, das zeigt sich momentan besonders ausgeprägt im Leipziger Westen. Der dort ansässige Sportverein Lindenau 1848 e.V. hat schon vor einigen Jahren darauf reagiert und sich gezielt für Sportlerinnen und Sportler mit Migrationshintergrund geöffnet – seit vergangenem Jahr auch durch enge Zusammenarbeit mit den in Lindenau und Plagwitz neueröffneten Asylunterkünften. Der besondere Ansatz beim SV Lindenau 1848: Es gibt keine speziellen Integrationsprojekte, stattdessen wird jeder unabhängig seiner Herkunft unkompliziert in den alltäglichen Sportbetrieb eingebunden. Das spricht sich rum, und ein guter Teil des deutlichen Mitgliederzuwachses der vergangenen Monate ist auch darauf zurückzuführen.
Allein in der Abteilung Fußball trainieren gegenwärtig Kinder und Erwachsene aus über 17 Ländern. Damit sind in den Teams der ‘48er mehr Nationalitäten vertreten als beim vorgeblich für Integrationszwecke gegründeten FC International.
„Wir müssen uns nicht ‚international‘ nennen, um internationalen Spielern eine Heimat zu bieten. Kulturelle Vielfalt im Alltag zu leben, bedarf keiner besonderen Programme und Projekte“, so Abteilungsleiter Ralf Wittke.
Dass sich Integrationsarbeit lohnt, sieht man nicht nur an sportlichen Ergebnissen, sondern auch an einer größeren Aufgeschlossenheit insbesondere der vielen Kinder im Verein. Sie erleben beim wöchentlichen Training, dass ein miteinander verschiedener Kulturen und Sprachen funktioniert. So spielen in Lindenau z.B. Russen und Ukrainer ohne Hintergedanken Tennis miteinander – Sport überwindet eben Grenzen.
Natürlich gibt es insbesondere durch die Vielsprachigkeit zusätzliche Herausforderungen für die Trainer – nicht jeder ausländische Athlet kann Deutsch, sodass vieles über Vor- und Nachmachen funktionieren muss – was umso selbstverständlicher funktioniert, je jünger die Kinder sind.
„Dank des außergewöhnlichen Engagements unserer Ehrenamtlichen haben wir schon viel bewegen können, dennoch ist eine verstärkte Unterstützung durch Stadt und Land für Integration im Sportbereich aufgrund der demografischen Veränderungen in Zukunft notwendig“, so Vereinsvorsitzender Steffen Thiel. Deshalb bewirbt sich der SV Lindenau 1848 in diesem Jahr auch erstmals um den DFB-Integrationspreis – nicht nur wegen der in Aussicht gestellten finanziellen Unterstützung, sondern auch in der Hoffnung, dass die Relevanz der „alltäglichen“ Integrationsarbeit außerhalb spezieller Förderprogramme öffentlich stärker wahrgenommen wird.
Unabhängig vom Ausgang dieser Bewerbung will sich der Verein auch sprachlich breiter aufstellen und sucht dafür noch Freiwillige, die Vereinsdokumente und Webseiteninhalte zu übersetzen helfen. Angedachte Sprachen sind dabei Arabisch, Türkisch, Russisch, Englisch und Vietnamesisch, gern aber auch andere. Wer über entsprechende Sprachkenntnisse verfügt und den Verein dabei unterstützen möchte, kann sich gern unter mitarbeit@lindenau1848.de melden.
Björn Mencfeld
Pressewart des SV Lindenau 1848 e.V.
presse@lindenau1848.de